Tacheles mit meiner Frauenärztin

Heute schreibe ich Dir zuerst von dem heutigen Tag in 2020. Denn, ich hatte heute einen kurzen Termin bei meiner damaligen Frauenärztin, die mir in 2019 die Diagnose eröffnete. Früher habe ich mir schwer damit getan, ehrlich meine Meinung zu sagen, wenn diese sich eher negativ ausrichtet, anstatt positiv. Aber ich habe auch gelernt, dass konstruktive Kritik heilsam & vor allem wirksam sein kann.

 

Diese eine besondere Kritik an meine Frauenärztin war mir sehr wichtig. Also traute ich mich & nahm all meinen Mut zusammen. Ich saß also in der Praxis und erzählte ihr davon, wie ich mich im November 2019 sehr verloren und alleine gelassen gefühlt habe. Dass sie zwar richtig lag mit ihrer Diagnose, aber meine Fragen einfach unbeantwortet lies. Nach ihrer „Fühl-Diagnose“ Mammakarzinom hatte sie alles Weitere & jegliche Verantwortung an ihre Kollegen abgegeben. Und das finde ich noch heute überhaupt nicht ok.

...

 

Während ich ihr meine Worte ruhig erzählte, funkte sie mir patzig dazwischen und sagte tatsächlich zu mir, das würde alles nicht stimmen. Sie hätte mich mit den Worten "gutartiger Tumor" gehen lassen. Das sei gar nicht ihre Art. Und ich saß da und war völlig perplex. Hat sie das jetzt wirklich gesagt? Ernsthaft? Ich habe mir das doch nicht ausgedacht! Sie speiste mich mit der selben Dreistigkeit und Arroganz ab, wie letztes Jahr. Mir fehlen wirklich die Worte. Auf meine Aussage, dass ich aufgrund dieser Tatsache von letztem Jahr wechsle, zuckte sie, mal wieder, nur mit den Schultern und meinte schließlich, sie hat besseres zu tun, als da nachzuhaken. Ich möchte kotzen. Im Strahl. Direkt vor ihre Füße. Ich habe mir daher sehr gerne die Mühe gemacht und genau das in alle Bewertungsportale geschrieben, um Frauen in ähnlichen Situationen hoffentlich davor zu bewahren - hat mir großen Spaß gemacht!

 

Das war das Ende dieser Geschichte. Nun mag ich Dir aber wieder erzählen, was in diesen Tagen vor einem Jahr passiert ist...

 

Es war ein ruhiges, sonniges Wochenende und gefüllt mit Ausschlafen & Disneyfilmen schauen. Ich bin wirklich dankbar für all die vielen Sprachnachrichten, die mein Denken, Fühlen & Handeln von vor einem Jahr festhalten. Ich erzählte, dass ich sehr unruhig bin. Ich wollte mich mit Lesen ablenken, doch das funktionierte nicht. In keinem meiner liebsten Bücher konnte ich mehr als ein paar Zeilen lesen, ohne wieder etliche Gedanken im Kopf zu haben. 

 

Ich spürte das Gefühl, keine Last sein zu wollen. Mich ein wenig abzukapseln und zu distanzieren, schien mir für kurze Zeit sehr sinnvoll. Denn je mehr Herzensmenschen ich von meiner Diagnose erzählte, desto mehr Menschen machten sich Sorgen und je mehr müsste auch ich darüber sprechen. Das wollte ich aber gerade überhaupt nicht. Ich war der Meinung, sowieso alleine da durch zu müssen. Es würde mir keiner helfen können. Heute kann ich mich an dieses Wochenende und dieses Gefühl nicht mehr erinnern, aber ich glaube, ich fühlte mich ganz schön verloren, zumindest für diese kurze Zeit. Denn ich wusste weder, wie es mir aufrichtig geht, noch wusste ich, wie es weitergehen würde. Je länger ich darüber in der Nachricht sprach, desto deutlicher wurde mir bewusst, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat. Und meines wollte ich so hübsch wie möglich verpacken. Ein bißchen Konfetti könnte ja auch nicht schaden. 

 

 

Aber eines, was ich meiner Freundin erzählte, blieb mir nachhaltig im Gedächtnis:

 

 

Sähe ich mich als Pflanze, so würde ich in einem klitzekleinen Blumentopf feststecken.

Die Erde ist verbraucht, ich bekomme kein Wasser, kein Licht, keine Nährstoffe.

Ich ziehe mir meine Kraft aus dem letzten Fitzelchen, was noch vorhanden ist.

Dabei bräuchte ich so dringend Wasser, Licht und Nährstoffe.

Und einen neuen Übertopf.

Einen, in den ich hineinwachsen & mich entfalten kann. 

 

 

Ich beendete meine Sprachnachricht, dachte noch eine Weile darüber nach, lies frische Luft in meine Wohnung und zündete mir Kerzen & ein Räucherstäbchen an.

 

Auf meine Gesundheit - morgen kommt ein neuer Tag!

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